SIEG MIT „Billie Jean“ und „Fackelfotzen“ 13.9.15
Stefan Leonhardsberger mit Partner Martin Schmid: „Da Billie Jean is ned mei Bua“. Foto: cmi
Keiner der vier Teilnehmer am Ostbayerischen Kabarettpreis kann auf mehr als drei Jahre Bühnenerfahrung zurückblicken, und doch haben sie am Samstagabend den Kabarettolymp praktisch schon erreicht. Denn Walter Thanner holt sich in sein Robinson auf der Vierau nur die besten Künstler oder eben solche, in denen er großes Potenzial sieht. 37 Bewerber gab es für diesen besonderen Auftritt vor ausverkauftem Haus bei der siebten Auflage des Kabarettpreises, präsentiert von der Rundschau und der Liederbühne. Der dreiköpfigen Jury stand keine leichte Aufgabe bevor. Vier vielversprechende Talente aus den Bereichen Kabarett, Musikkabarett und Comedy schafften den Sprung auf die „geilsten 15 Quadratmeter“ der Gemeinde Runding, wie Moderator Helmut A. Binser die altehrwürdige Bühne der Kleinkunstbühne in der Vierau nennt. Zweimal hatte er an diesem Wettbewerb teilgenommen und merkte augenzwinkernd an: „Wer ihn zweimal verliert, der darf ihn moderieren“.
Letztes Jahr heimsten die Berliner Künstler „Wortkind“ den begehrten Preis ein. Vor den Auftritten der vier Bewerber heizte Binser dem Publikum mit Auszügen aus seinem im Dezember startenden neuen Programm ein. In seinen neuesten Gesangsstücken bekommen auch Rundinger Zeitgenossen wieder ihr Fett weg.
So trafen die ersten Künstler des Abends, der Österreicher Stefan Leonhardsberger, unterstützt durch Bühnenpartner Martin Schmid, auf bestens gelaunte Zuschauer. Von Grund auf interpretiert Leonhardsberger Klassiker der Popmusik neu. Das beste Beispiel dazu: „Da Billi Jean is ned mei Bua“. Dabei erweist sich der junge Österreicher nicht nur als vielseitiger Sänger, sondern auch als begnadeter Schauspieler.
Nach über fünf Wochen Klausur in Italien nahmen sich die beiden den größten Hit von Eros Ramazzotti vor – 1:1 durch den Internet-Translater ins Österreichische übersetzt. „Nie wars so schee wie ohne di!“ war eine Hommage an das wiedergewonnene Singleleben, an deren Ende die Einsicht kam, dass das wilde Leben nur ein Versuch des Vergessens ist.
Männliche Alternative
Vogelmayer ist das Pseudonym von Thomas Mayer aus Straubing. Mit selbstverfassten Liedern in bayerischer Mundart nahm er sich die heile Welt mit ihren Vorurteilen vor. Verpackt in gesellschaftskritischen und rabenschwarzen Humor hält er der Gesellschaft einen Spiegel vor. Bewaffnet mit seiner Gitarre, zeigte er zudem sein außerordentliches Talent, einen Liedtext in rasender Geschwindigkeit von der Bühne zu schmettern.
Nach der Pause präsentierte der ebenfalls aus Österreich stammende Peter Gahleitner, seines Zeichens konservativer Beamter eines Innviertler Postamtes, als preisgekrönter „Nebenerwerbs-Kabarett-Neuling“ sein Können. „Früher war alles besser“, sinniert er dabei und erzählt von seinen Neurosen, die ihn sogar zum Dalai Lama brachten. Dabei regt er sich auch über männliche Alternative, die zum Grillen Folie verwenden oder am Arbeitsplatz einen Wasserkrug mit Edelsteinen darin stehen haben.
Lallender Kommandant
Mit „Da Bobbe“ (Robert Ehlis aus Alteglofsheim) bog der 7. Ostbayerische Kabarettpreis auf die Zielgerade ein. Der hochgewachsene Künstler trat standesgemäß in Lederhose und Kuhfleckenschuhen auf und hatte den Saal schon nach wenigen Augenblicken mit Auszügen aus seinem Programm „Facklfotz’n“ voll im Griff. Bewaffnet mit Quetschn und einem losen Mundwerk erklärte er, warum in diesen Breitengraden nicht geflirtet wird: Bayerische Männer gehen zum „Schicks reißen“. Mühelos schlüpfte er in die Rolle des lallenden Brandlhuber Muk, seines Zeichens 1. Kommandant der FFW Facklberg, und erzählte mit Rüscherl vom harten Einsatz am Feuerwehrball.
Kurze Zeit später kam die Jury zur Entscheidung, dass es dieses Mal nicht nur einen Gewinner geben kann. Walter Thanner verkündete als punktgleiche Erste Stefan Leonhardsberger und Da Bobbe. Mit dem Ergebnis war auch das Publikum zufrieden. Es feierte die Sieger frenetisch.